Notizentechnik – was ist das eigentlich?

„Notizentechnik ist eine Art Symbolschrift oder Bilderschrift. Sie arbeitet nicht mit Wörtern, sondern mit Bildzeichen, Linien und Pfeilen, kleinen Grafiken, Kürzeln usw.“ (Farwick 2018, S. 6)

Entwickelt wurde die Notizentechnik als Hilfsmittel beim zeitversetzten Dolmetschen oder Konsekutivdolmetschen. Dabei wird während eines Vortrags das Gehörte notiert. Anschließend wird das Notierte erneut in einer anderen Sprache vorgetragen.

Die Geburtsstunde der Notizentechnik fiel in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg, als zahllose mehrsprachige Verhandlungen zu großem Bedarf an Dolmetschleistungen führten und das heute selbstverständlich gewordene Simultandolmetschen noch in den Kinderschuhen steckte. Die damals tätigen Dolmetscher*innen entwickelten eigene, durchaus unterschiedliche Systeme, für alle galt jedoch, dass die Notizen schnell erfassbar sein mussten. „Schnell erfassbar sind hochassoziative Zeichen, deren äußere Form unmittelbar auf ihre Bedeutung schließen lässt.“ (Albl-Mikasa 2007, S. 35) Heinz Matyssek, Dolmetscher und späterer Universitätsdozent, stand dabei stellvertretend für die „sprachunabhängige Notation“. Er forderte „die Abkehr vom Wort als Worthülse, das als solche sich dem Zuhörer nur mechanisch einprägen kann und damit seine sinntragende Strahlkraft verliert“ (Matyssek 2012, S. 37 f.).

Dolmetschnotizen müssen in mehreren Sprachen funktionieren. Es ist sinnvoll, dabei möglichst wenige Wörter zu notieren, denn: Wörter der Ausgangssprache können beim Dolmetschen nicht verwendet werden, und ein Notieren in der Zielsprache erfordert zusätzlich zum Hörverstehen eine ’stille Simultanübersetzung‘.

Sprach- und wortunabhängige Notizen sind wesentlich hilfreicher – und besonders effizient in Form von Bildzeichen.

Quellen:

Albl-Mikasa, Michaela (2007). Notationssprache und Notizentext. Ein kognitiv-linguistisches Modell für das Konsekutivdolmetschen. Tübingen: Gunter Narr Verlag

Farwick, Judith S. (2018). Zwischen den Zeichen. Notizentechnik ohne Worte. Ein Lehr- und Übungsbuch. 2., überarbeitete Auflage. Norderstedt: BoD – Books on Demand

Matyssek, Heinz (2012). Handbuch der Notizentechnik für Dolmetscher. Ein Weg zur sprachunabhängigen Notation. 2 Teile in einem Band. Unveränderter Nachdruck der 2., überarbeiteten Auflage. Tübingen: Julius Groos Verlag